Wie Amazon das Thema New Work in Deutschland mitgestaltet, zeigen die zahlreichen Teilzeitmodelle, der Fokus auf Diversität, Vertrauensarbeitszeit und Home-Office, sowie das Career Choice-Programm für Mitarbeiter in den Logistikzentren. Das i-Tüpfelchen neuer Arbeitsmodelle ist das Jobsharing, also das Teilen einer Stelle durch zwei ArbeitnehmerInnen. Die Amazon Mitarbeiterinnen Dr. Eva Elsner und Bianca Ebermayer zeigen, wie es funktioniert – auch auf der Führungsebene.

Beide leiten seit Anfang 2019 acht Bereiche im Geschäftsfeld „Hardlines“ (unter anderem Home, Spielzeug und Sport). Sie sind damit gemeinsam für sechs Teams verantwortlich und teilen sich Aufgaben wie Geschäftsentwicklung, Supply Chain Management und Customer Experience. Nach abwechslungsreichen, steilen Karrieren erst in der Unternehmensberatung und dann bei Amazon, suchten sie nach der Elternzeit eine Möglichkeit, weiterhin in einer anspruchsvollen Position zu arbeiten, die zeitlich mit dem Familienleben vereinbar ist. „Wir hatten beide vor unseren Kindern Führungspositionen. Eine 50-Prozent-Stelle mit weniger Verantwortung wäre für uns beide nicht in Frage gekommen“, berichtet Bianca.

„Führungsverantwortung gehört für mich zum Job dazu, auch als Mutter."

Kennengelernt haben sie und Eva sich als Kolleginnen bei Amazon Fashion. „Ein gutes persönliches Verhältnis ist sehr wichtig, wenn man beschließt gemeinsam ein Jobsharing zu machen“, sagt Bianca. „Man muss auf der gleichen Wellenlänge sein, sich vertrauen und ähnliche Ziele verfolgen – sonst funktioniert es nicht“, so die 40-Jährige. Gemeinsam unterbreiteten sie der Personalabteilung ihren Vorschlag, sich eine Stelle zu teilen. „Mein damaliger Mentor und jetziger Vorgesetzter fand die Idee gut und hat uns sehr unterstützt“, erzählt Eva. „Wir legen selbst fest, wie viel wir arbeiten möchten und können uns die Arbeitszeit flexibel auf die Wochentage aufteilen.“

Geteilte Arbeit, doppelte Power

Beide arbeiten auf 75-Prozent-Stellen. Sie verfügen über jeweils unterschiedliche freie Tage in der Woche, sind aber auch über die Hälfte ihrer Arbeitszeit gemeinsam im Büro. „In der Regel ist immer ein Ansprechpartner für unsere Teams und Vorgesetzten da, auch in der Urlaubszeit oder bei Krankheit. Wir haben beide Einblicke in alle Projekte und können uns gegenseitig vertreten, wenn jemand ausfällt“, erläutert Eva. Aber das ist nur einer der Pluspunkte – beide bringen auch doppelte Kompetenz und Kreativität, gegenseitige Inspiration, zwei Blickwinkel mit Vieraugenprinzip und doppelt so viel Energie in den Job ein. „Ich fasse es unter dem Begriff ‚Double Brain‘ zusammen“, so die 37-jährige Eva.

Viele Vorteile also für Arbeitgeber, Team und Kunden. Und für sie selbst? „Wir sind froh über diese Möglichkeit. Trotzdem ist es noch ein Balanceakt zwischen Büro und Kita, Meetings am Abend und der Organisation der Kinderbetreuung. Auch wenn uns das Modell viele Freiheiten bringt, geht es nicht ohne Abstriche, und schon gar nicht ohne ein gutes Netzwerk aus Großeltern und Babysittern. In guten Wochen ist es großartig, in stressigen Wochen eine extra Herausforderung“, resümiert Eva. „Es hilft natürlich ungemein, nicht nur auf gegenseitiges Verständnis zu stoßen, sondern auch den Rückhalt unserer Teams und Vorgesetzten zu haben.“

Jobsharing: Das Beste aus beiden Welten

„Es ist toll, im Job jemanden zur Seite zu haben, der nicht nur Einblick in alle Themen hat und mit dem man gemeinsam effizient arbeitet, sondern auch jemanden, von dem man noch etwas lernen kann“, betont Bianca. „Wir diskutieren viel, geben uns Feedback und können uns aufeinander verlassen. Auch unsere Teams spüren das und sind zufrieden mit der Situation.“ Für die Zukunft wünschen sie sich, dass ihr Arbeitsmodell Schule macht, gerade auch auf der Führungsebene. „Wie uns geht es ja vielen“, ist sich Bianca sicher. „Man möchte einen anspruchsvollen Job machen, der Spaß macht und bei dem man sich weiterentwickeln kann. Gleichzeitig möchte man aber auch der Familie oder anderen Bereichen des Privatlebens genug Zeit widmen. Das Jobsharing ermöglicht es uns, das Beste aus beiden Welten zu bekommen.“