Im Fußball kommt es manchmal zu Freundschaften, die das ganze Team voranbringen: Franz Beckenbauer und Gerd Müller in den 70er Jahren, Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger bei der Weltmeisterschaft 2006, Mario Götze und Marco Reus bei Borussia Dortmund heute. Eine solche Kombination gibt es auch im E-Commerce: Zugegeben – fußballerisch spielen sie auf einem anderen Niveau, doch auch Jörg Kundrath und Kai Klement haben sich über das runde Leder kennengelernt, nämlich beim regelmäßigen Kicken während des Studiums.
Für die Unternehmer liegt diese Zeit in Passau schon lange zurück, heute stehen statt Vorlesungen und Prüfungen Ledertaschen und Hüllen für Smartphones auf dem Plan. Doch auch die Zeit dazwischen haben beide am gleichen Ort verbracht, sozusagen als „Unternehmer im Unternehmen“ – bei Amazon. Nachdem sie dort Erfahrungen im E-Commerce sammeln konnten, folgte der nächste Schritt, das eigene Unternehmen. Mit ihrer Marke KAVAJ haben sie ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut, inzwischen setzt es Millionen um. Heute wollen die beiden nicht nur ihr Geschäft vorantreiben, sondern auch etwas zurückgeben: So ist Jörg Kundrath seit kurzem Coach der „Unternehmer der Zukunft“-Initiative von WirtschaftsWoche und Amazon, die kleinen Unternehmen beim Auf- und Ausbau ihres Online-Geschäfts zur Seite zu steht.
Begonnen hat dabei alles mit einer Online-Suche: Jörg Kundrath hatte 2010 gerade sein erstes iPad aus den USA erhalten und wollte zum schicken Tablet eine elegante Tasche. Davon gab es zwar genug – 2,3 Millionen Suchergebnisse lieferte der Begriff „iPad Case“ – ein wirklich hochwertiges Produkt mit ansprechendem Design konnte Kundrath darunter jedoch nicht finden. Von diesem Ergebnis irritiert wagten die angehenden Unternehmer einen Feldversuch: Über den Amazon Marketplace Account einer Freundin boten die beiden ein Case für das iPad an, das ihren Ansprüchen genügte – und landeten glatt einen Volltreffer. Die erste Charge verkaufte sich so gut, dass die beiden sich nun vollständig auf das Projekt konzentrieren wollten. Für beide galt es jetzt, im Frühjahr 2011 den ersten Schritt zu machen, und das bedeutete: Recherche.
„Wir wollten erst einmal schauen, was alles zu beachten ist. Mit Steuern, Import, Zoll oder Markenrecht kommen da ja schon einige Themen zusammen. Außerdem muss man den richtigen Hersteller finden und – natürlich – sich entscheiden, welche Taschen eigentlich genau verkauft werden sollen“, erklärte Kundrath. Die Unternehmer machten sich auf nach China, um dort geeignete Lieferanten und Fabriken zu sichten. Dabei standen nicht nur Preis und Qualität im Vordergrund, sondern auch faire Produktionsbedingungen, so Kundrath.
Mitte 2011 kam es dann zur offiziellen Gründung der Kavaj GmbH, es konnte also losgehen. Doch die ersten Marketing-Aktionen bei iPad-Launches, unter anderem in Paris, verliefen ernüchternd: Nur eine einzige Bestellung folgte auf die Flyer-Aktion der Jungunternehmer. „Wir haben buchstäblich alles versucht“, erinnerte sich Kundrath im Interview mit t3n. Nach solchen anfänglichen Rückschlägen ging es aber steil bergauf: Schon 2014 erzielte KAVAJ einen Jahresumsatz von 3,6 Millionen Euro, bis heute wurden mehr als 600.000 Artikel verkauft. Bei diesem Aufstieg halfen nun nicht mehr die selbst verteilten Flyer, sondern zum Beispiel SEO bzw. Suchmaschinenoptimierung.
Im Grunde geht es dabei um eins: Wer verkaufen will, muss von den potenziellen Kunden erst einmal gefunden werden. Um für Interessenten sichtbar zu sein, werden die Inhalte von Webseiten oder Produktbeschreibungen dabei so angepasst, dass sie unter den Suchergebnissen in Suchmaschinen möglichst weit oben angezeigt werden.
Was bis vor kurzem vor allem für Suchmaschinen wichtig war, ist inzwischen auch in den Amazon-Infrastrukturen angekommen, das haben die Unternehmer schnell gelernt. Korrekte und verständliche Titelbeschreibungen und Produkttexte sind dabei entscheidende Faktoren, werden aber anders als bei klassischen Suchmaschinen noch durch weitere wichtige Punkte ergänzt: Verfügbarkeit des Produkts, positive Bewertungen und guter Service. Auch dort zählt KAVAJ zu den Saubermännern der Branche: Die KAVAJ iPad-Ledertasche für ältere Modelle bringt es heute auf stolze 995 Bewertungen, mit durchschnittlich viereinhalb Sternen. Ein Zeichen für Beständigkeit in einem schnellen Markt.
Neben dem Einsatz für ihr erfolgreiches Geschäft wollen die Unternehmer aber auch andere von ihren Erfahrungen profitieren lassen. Im Zuge der „Unternehmer der Zukunft“-Initiative von WirtschaftsWoche und Amazon stellt sich Jörg Kundrath als Coach zur Verfügung. Am 2. Februar eröffnete er den Teilnehmern sein Fachwissen, in einem Online-Training im Rahmen des Förderprogramms. Thema: „Aufbau einer Eigenmarke“. Dabei haben SEO und Kunden-Support sicher eine große Rolle gespielt, vielleicht ging es aber auch einige Minuten um das Kicken mit Freunden in Passau.