Daniel Krauss ist Gründer und Geschäftsführer/CIO der FlixMobility GmbH, die hinter dem Mobilitätsanbieter FlixBus steckt. Beim gestrigen Auftakt zum Förderprogramm „Unternehmer der Zukunft – lokal und um die Welt“ von Amazon und WirtschaftsWoche stellte er sein Unternehmen in einer Keynote vor. Das Programm hilft kleinen Händlern dabei, ihr E-Commerce-Geschäft auf- oder auszubauen – Inspiration dafür holten sie sich auch in Krauss’ Vortrag. Heute sind alle Teilnehmer von Berlin aus mit einem FlixBus zum Amazon Logistikzentrum in Brieselang gefahren, um dort Einblick in Amazons Logistik zu erhalten. Im Interview erklärt Krauss, wie das junge Unternehmen rasch zum Anbieter des größten Fernbusnetzes in Europa aufsteigen konnte.
Herr Krauss, FlixBus hat es in kürzester Zeit geschafft, Europas größtes Fernbusnetz anzubieten. Warum bezeichnet sich FlixBus dennoch eher als ein Tech- denn als ein Busunternehmen?
Wir sind Technologie-Startup, E-Commerce- und klassisches Verkehrsunternehmen in einem. Die Digitalisierung eines „analogen“ Verkehrsmittels war die Basis für unseren Erfolg. Nur durch digitale Prozesse und ein extrem großes Team von Entwicklern, Product-Managern etc. können wir die Qualität des Angebots und die Geschwindigkeit unseres internationalen Netzausbaus sicherstellen. Durch die Digitalisierung des Buchungsprozesses und eine internationale Plattform haben wir zudem Millionen von Kunden erst den Zugang zur Mobilitätsalternative Fernbus ermöglicht.
Welche Rolle spielen Fehler bei der Gründung Ihres Unternehmens?
Wir haben zunächst viele Dinge nach dem klassischen „Trial and Error-Prinzip“ getestet. Nur so konnten wir feststellen, ob etwas auch so funktioniert, wie wir es ursprünglich geplant haben. Das passende Team ist zudem sehr wichtig. Alleine hätte es keiner von uns bis hierher geschafft. Zusätzlich haben wir uns mit anderen Startups und Profis ausgetauscht und unsere vorhandenen Netzwerke genutzt, um grobe Fehler zu vermeiden.
Sie haben gestern einen Vortrag beim Kickoff-Event von Amazons Förderprogramm „Unternehmer der Zukunft“ gehalten. Welche Tipps haben Sie persönlich für kleinere Unternehmen in Zeiten der Digitalisierung?
Wir sind ein Kind der Digitalisierung. Durch unsere digitalen Prozesse und die digitale Buchungsplattform haben wir es geschafft, in dieser Geschwindigkeit zu wachsen und uns auf dem europäischen Mobilitätsmarkt zu etablieren. Es ist besonders wichtig, die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen zu erkennen und auf diese optimal einzugehen. Nur so ist es möglich, eine Vielzahl an Kunden für ein Produkt zu begeistern.
FlixBus kooperiert mit vielen regionalen Buspartnern – häufig Familienunternehmen in dritter Generation. So trifft Innovation, Unternehmergeist und eine starke internationale Marke auf die Erfahrung und Qualität des traditionellen Mittelstands. Ist FlixBus in dieser Hinsicht mit Amazon vergleichbar?
Ähnlich wie Amazon setzen wir ebenfalls auf die Zusammenarbeit mit mittelständischen Unternehmen. Ein wesentlicher Bestandteil von FlixBus ist die Kooperation mit regionalen Busunternehmen. Unsere Buspartner und vor allem die Busfahrer sind für die tägliche Durchführung der grünen Busflotte verantwortlich und für den Kunden somit das Gesicht von FlixBus.
FlixBus ist AWS-Kunde – und damit auch selbst Nutzer von Infrastrukturen anderer. Inwiefern hilft es für Gründung und Wachstum, auf eine Cloud-Infrastruktur zu setzen?
Die Nutzung von Cloud-Infrastrukturen hilft vor allem bei der Verarbeitung von größeren unstrukturierten Datenmengen. Wir setzen hierbei unter anderem auf die technische Infrastruktur von Amazon und Microsoft. Unsere Analytics-Systeme laufen zum größten Teil in der AWS-Cloud oder werden in Form von AWS-Services genutzt. Generell verfolgen wir eine konsequente Multi-Cloud-Strategie und setzen dabei vor allem auf die „Hyperscaler“ von Amazon Web Services.