Erfahrungen weitergeben, ermutigen, Unterstützung erfahren und sich gegenseitig bereichern: Von einem Mentoring-Programm profitieren sowohl Mentor:in als auch Mentee. Shreenidhi Darbhe Ganesha studiert Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität München und nimmt am Deutschlandstipendium teil, welches von Amazon mit finanziellen Mitteln und mit Mentoring unterstützt wird. Amazon Manager Maik Hentsche aus Dresden nimmt den 19-Jährigen mit indischen Wurzeln, der im Kindesalter nach Deutschland gezogen ist, für sechs Monate als Mentor unter seine Fittiche und hilft ihm, sein Potential voll zu entfalten. Warum er dabei auch für sich persönlich viel mitnimmt und warum Shreenidhi ohne Maik schon fast sein Studium an den Nagel gehängt hätte, erzählen uns die beiden im Interview.

Mentee Shreenidhi Darbhe Ganesha und Mentor Maik Hentsche, Manager in der Softwareentwicklung bei Amazon, während eines Chime-Meetings.
Mentor Maik Hentsche unterstützt seinen Mentee Shreenidhi Darbhe Ganesha seit Februar bei den Herausforderungen des täglichen Lebens und gibt ihm Einblicke in die IT-Branche.

Warum habt ihr am Mentoring-Programm von Amazon teilgenommen?

Maik: Ich war bereits selbst öfters Mentee und habe nur positive Erfahrungen damit gemacht – diese möchte ich nun weitergeben. Das Mentoring-Programm findet im Rahmen unserer Initiative Amazon Future Engineer statt. Diese möchte jungen Menschen – besonders aus sozial schwächeren Familien – berufliche Perspektiven im IT-Bereich und darüber hinaus persönliche Förderung zuteilwerden lassen. Auch ich möchte meinem Mentee nicht nur einen Einblick in die Arbeitswelt und die IT-Branche geben, sondern ihn auch bei den Herausforderungen des täglichen Lebens unterstützen.

Shreenidhi: Mein Abitur fiel recht gut aus, deshalb habe ich mir einige Stipendien-Programme angeschaut. Da stach mir das Deutschlandstipendium ins Auge, das engagierte Student:innen in Deutschland fördert. Eine Hälfte der Fördermittel kommt vom Bund, die andere von einem privaten Sponsor – in meinem Fall Amazon. Die Förderer bieten normalerweise auch ein Rahmenprogramm an – wie das Mentoring-Programm der gemeinnützigen Organisation Rock Your Life und von Amazon Future Engineer. Als ich per Mail gefragt wurde, ob ich Lust hätte, daran teilzunehmen, habe ich sofort zugestimmt. An der Uni überwiegt nämlich oft die Theorie. Da finde ich einen Einblick in die Praxis der Softwareindustrie sehr hilfreich.

Wie wurden die Mentoring-Teams gebildet? Seid ihr Eure Wunschpartner?

Shreenidhi: Die Mentoring-Partnerorganisation von Amazon Future Engineer, Rock Your Life, hat ein Treffen zwischen den Teilnehmer:innen organisiert, wo sich alle Mentor:innen und Mentees miteinander austauschen und übereinander informieren konnten. Die Mentees durften dann eine Präferenzliste anlegen. Auf meiner stand unter anderem Maik. Rock Your Life hat auf Basis unserer Wünsche die Mentoringpaare zusammengebracht. Es war super, dass wir Mentees in den Matching-Prozess eingebunden wurden.

Maik, wobei unterstützt du Deinen Mentee Shreenidhi?

Maik: Oft geht es um ganz alltägliche Themen. Beispielweise gebe ich Shreenidhi Tipps, wie er sich für ein Praktikum bei Amazon oder einem anderen Unternehmen bewerben kann. Ich will meinen Mentee auch in seiner technologischen Entwicklung fördern. So erkläre ich ihm zum Beispiel, welche Programmiersprachen es gibt und wieso es vorteilhafter ist, mehrere zu lernen.

Wie bewertet ihr den Verlauf des Mentorings?

Shreenidhi: Ich bin sehr zufrieden. Maik teilt seine ganzen Erfahrungen mit mir und spricht mit mir auf Augenhöhe – wir können sehr offen miteinander reden. Er hat auch viel Verständnis für mich und ist flexibel, wenn ich zum Beispiel mal ein virtuelles Treffen absagen muss, weil ich mich auf eine Klausur vorbereiten muss. Dafür bin ich dankbar.

Maik: Es läuft super. Shreenidhi kommt immer vorbereitet zu den Gesprächen, deshalb können wir die Zeit sinnvoll nutzen. Wir reagieren dynamisch auf den Gesprächsbedarf und machen dementsprechend mal mehr und mal weniger Treffen.

Maik Hentsche, Manager in der Softwareentwicklung bei Amazon, sitzt in blauem Hemd und Jeans vor seinem PC.
Maik Hentsche, Manager in der Softwareentwicklung bei Amazon, nimmt beim Mentoring auch für sich persönlich viel mit.

Trägt euer Austausch bereits Früchte?

Shreenidhi: Ja, das kann man schon sagen. Ich muss für ein Uni-Modul gemeinsam im Team mit vier anderen Studierenden ein Softwareprojekt entwickeln. Am Anfang war ich unsicher, wie ich mich gegenüber den neuen Leuten verhalten soll, wie ich auf sie zugehen soll. In dieser Situation haben mir die Ratschläge von Maik sehr geholfen. Dank seiner Tipps war ich bei den folgenden Gruppentreffen viel entspannter. Als ich kürzlich zwei Prüfungen wiederholen musste und sogar daran zweifelte, ob der Studiengang der richtige für mich ist, hat Maik mich aufgebaut und mich dazu ermutigt, mein Studium durchzuziehen. Das hat mich sehr motiviert.

Maik: Ich nehme aus dem Mentoring auch für mich persönlich viel mit. Der Kontakt mit jungen Menschen inspiriert mich. Dadurch betrachte ich Dinge aus einer anderen, frischen Perspektive.

Mit welchen Herausforderungen seht ihr euch konfrontiert?

Maik: Auf der einen Seite liegt für mich die Herausforderung darin, zu verstehen, wie ich meinen Mentee bei technischen Fragen am besten fördern und unterstützen kann. Auf der anderen Seite habe ich die persönliche Herausforderung, Familie, Arbeit und das Mentoring unter einen Hut zu bringen.

Shreenidhi: Zwar habe ich privat nicht die gleiche Verantwortung wie Maik, doch liegt auch für mich die Herausforderung darin, genügend Zeit für das Mentoring-Programm zu finden. Ich engagiere mich ehrenamtlich bei der Organisation InteGREATer e.V. und helfe Menschen mit Migrationshintergrund. Über die Plattform Lern-Fair gebe ich zudem Nachhilfe in Englisch. Dazu kommt noch der Sport im Verein. Zeit ist für mich also ein knappes Gut.

Würdet ihr das Programm weiterempfehlen?

Shreenidhi: (lacht) Ich habe es gerade heute einem Kommilitonen an der Uni weiterempfohlen. Dadurch, dass Mentor:in und Mentee sich vorher kennenlernen und quasi aufeinander zugeschnitten sind, kann gar nichts schief gehen.

Maik: Ich würde das Programm auch an Kolleg:innen weiterempfehlen. Rock Your Life hat uns Mentor:innen sehr gut auf unsere Aufgaben vorbereitet. Das Training der Organisation zu Beginn des Mentoring-Programms hat mir jede Unsicherheit genommen. Durch die Teilnahme am Programm wird mir immer wieder bewusst, wie wichtig ein Mentoring ist und wie schön es ist, dass ich damit jemand anderem weiterhelfen kann.

Was ratet ihr anderen Mentoring-Teams?

Maik: Mentoring sollte für beide Seiten nicht als Verpflichtung, sondern als Riesenchance gesehen werden. Wichtig ist es, untereinander ganz klar zu kommunizieren, das macht es für beide Seiten leichter.

Shreenidhi: Seid offen und transparent mit dem Mentor und sprecht Probleme sofort an. Das stärkt das Vertrauensverhältnis zwischen Mentor:in und Mentee.

Mehr Informationen über das Mentoring-Programm von Rock Your Life und Amazon Future Engineer gibt es auf dieser Seite.