Don Ashley ist Senior Hardware Reliability Engineer bei Lab126, dem Forschungs- und Entwicklungszentrum von Amazon, und arbeitet konzentriert. Vor ihm, in einer Vorrichtung aus Plexiglas, liegt ein Kindle eReader. Er drückt einen Knopf – und ein Regenschauer ergießt sich über das Gerät. Nun gilt es, genau zu beobachten: Was passiert mit dem Bildschirm? Was mit den übrigen Bestandteilen? Wird der eReader den Belastungen standhalten?
Die Entstehungsgeschichte des Lab126, das seinen Hauptsitz in Sunnyvale, Kalifornien hat, reicht über 15 Jahre zurück. Damals hatte Amazon eine Vision: Das Buch so zu verbessern, dass Kunden die gewünschte Lektüre noch leichter finden und genießen können. Gregg Zehr, damals stellvertretender Leiter der Hardware-Engineering-Abteilung von Palm Computing, teilte diese Vision. Im Oktober 2004 stellte er ein kleines Team zusammen und machte sich ans Werk. Der Grundstein für Lab126 war gelegt. Der Name des Forschungslabors ist auf den charakteristischen Pfeil im Amazon Logo zurückzuführen, der bei „A“ beginnt und „Z“ endet. Die Ziffer „1“ in Lab126 steht dabei für “A”,“26” für „Z”.
Am 19. November 2007, nach jahrelanger Forschungsarbeit, stellte Amazon den ersten Kindle eReader vor. In weniger als sechs Stunden war er ausverkauft. Seitdem ist das Lab126 stark gewachsen, Gregg Zehr leitet das Team noch immer. Neben Kindle eReadern werden dort zahlreiche neue, innovative Produkte entwickelt, darunter Fire-Tablets, Fire TV und Echo-Geräte.
Die Abteilung von Lab126, in der Don Ashley arbeitet, hat einen ganz bestimmten Zweck. Der zeigt sich beim Blick auf die Belastungen, denen technische Geräte ausgesetzt sind: Handys werden fallen gelassen, Kindle eReader während des Badens im heißen Sand am Strand liegen gelassen. Ganz zu schweigen von den Gefahren, die im Haushalt lauern: Da kann die Katze den Echo Dot schon mal von der Kommode fegen. „Unsere Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass derartige Missgeschicke die Funktionalität der Geräte nicht beeinträchtigen“, erklärt Ashley.
Neben Schäden durch Regenfälle prüfen Ingenieure die Geräte im Hinblick auf extreme Wetterbedingungen wie beispielsweise Hitze, Feuchtigkeit oder Kälte. Außerdem werden die Produkte durch Verbiegen, hohe Druckbelastung, das Herausreißen von Stromkabeln, Erschütterungen und Falltests auf die Probe gestellt. Es gibt sogar ein Wasserbecken, um zu testen, was passiert, wenn Kunden ihr Kindle ins Wasser fallen lassen. Andere Tests sollen zufällig entstandene Schäden simulieren: Auf Kameras wird festgehalten, wie ein Echo Gerät beim Sturztest auf dem Boden aufprallt, während Fire-Tablets einem Schleudertest unterzogen werden. Letzteres geschieht mithilfe einer Vorrichtung, die an ein Fahrgeschäft auf dem Jahrmarkt erinnert – nur ohne Sicherheitsgurt.
„Wenn sich die Geräte beim Aufprall verbiegen, sehe ich mir das hinterher im Highspeed-Video genauer an. Auf diese Weise kann ich feststellen, welche Bewegungen stattgefunden haben und wo genau sich das Gerät verformt und verbiegt. Ich finde das hochinteressant,“ so Ashley.
Seit 2011 arbeitet der Technik-Profi im Amazon Lab126 und hat seitdem tausende von Produkten getestet, darunter das erste Fire-Tablet. Mittels modernster Technik analysieren er und sein Team, wie und warum ein Gerät kaputtgegangen ist. „Dann können wir uns fragen: Wie können wir das Produkt verbessern?“
Darüber hinaus werden Materialanalysen durchgeführt, damit beispielsweise das Kunststoffgehäuse eines Kindle weder zu weich noch zu hart oder zu rutschig ist. Getestet wird die Haltbarkeit des Geräts auch im Hinblick auf den Kontakt mit Pflegeprodukten wie Sonnencreme oder Haargel bzw. Lebensmitteln wie Olivenöl, Senf oder Rotwein. „Wir wollen vermeiden, dass sich Produkte verfärben, verformen oder sonstige Schäden davontragen. Kunden sollen an ihren Geräten Freude haben“, betont Ashley. „Für die Kunden und für Amazon ein gutes Produkt zu entwickeln, schenkt mir Zufriedenheit und macht mich stolz. Denn das bedeutet, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe.“