Vor ein paar Monaten hätte es sich Christin Brockmann nicht träumen lassen, dass sie einmal Amazon von innen kennenlernen würde. „Als Kundin war ich immer froh über die zuverlässigen Lieferungen. Selbst wenn ich für meine Kochworkshops in Orten war, die man kaum auf der Karte findet, kamen meine bestellten Gewürze für den Kochkurs dort an“, schmunzelt Christin.

Seit Mai arbeitet Christin bei Amazon in Bad Hersfeld und lagert Waren ein. „Stow“ nennt sich der Bereich bei Amazon. „Ich find’s toll hier“, sagt Christin. Die 49-Jährige hat keine Angst vor Neuem und packt die Dinge gerne an: „Einfach nur abzuwarten und Trübsal zu blasen liegt mir nicht. Auch wenn es mal weniger gut läuft.“ Corona brachte für Christin den beruflichen Lockdown. „Auch nach den Lockerungen ist die Auftragslage noch sehr schwierig“, sagt sie. „Es war für mich klar, dass ich während dieser Phase einen anderen Job brauche.“

Bürokauffrau, IT-Systemelektronikerin, Tankstellenleiterin oder sogar Mitarbeiterin der Bergwacht: Christin hatte in ihrem Berufsleben schon viele Einblicke in Jobs: „Dass ich mich bei Amazon beworben habe, war eine ganz gezielte Entscheidung. Ich habe viele kleine und chaotische Firmen kennengelernt, umso mehr schätzt man dann ein strukturiertes Arbeiten.“ Ihr Beweggrund für Amazon: „Ich dachte, in einem so großen Konzern muss es Struktur geben, im Chaos funktioniert da nichts.“

Christin sollte nicht ganz recht behalten, denn in allen Amazon Logistikzentren gilt zumindest das Prinzip der chaotischen Lagerhaltung. Wenn die Ernährungsexpertin mit ihrem Einkaufwagen-ähnlichem Gefährt („Cart“ bei Amazon) unterwegs ist, lagert sie dort Artikel ein, wo Platz ist. „Da liegt beispielsweise der Bademantel neben der Zahnbürste. Der Scanner speichert den Regalplatz. So ist im Lagersystem hinterlegt, wo sich der Artikel befindet“, sagt Christin.

„Das Arbeiten bei Amazon ist sehr strukturiert“, versichert Christin. Beeindruckt sei sie auch vom Betriebsklima: „Alle sind freundlich und höflich. Man kann immer fragen, nie ist jemand genervt. Und jeder grüßt hier jeden - mit dem gebührenden Sicherheitsabstand. Die Corona-Schutzmaßnahmen sind hier streng.“

Für ihre Arbeit im Logistikzentrum nimmt Christin täglich je eine Stunde für die Hin- und Rückfahrt in Kauf. Für die Frühschicht, Beginn 5.30 Uhr, steht sie um 3.30 Uhr auf, um den Tag „in Ruhe und ohne Hektik“ anzugehen. „Klar freue ich mich, wenn ich wieder Kochworkshops geben kann. Ich würde aber trotzdem gerne mit reduziertem Stundenvertrag weiter bei Amazon arbeiten.“ Christins befristeter Vertrag endet im Dezember. Bis dahin will sie klären, ob es mit der Verlängerung klappt.