Johannes Weingärtner in Sicherheitsweste
Johannes Weingärtner kommt ursprünglich aus dem Saarland. Vor seiner jetzigen Funktion als Standortleiter in Frankenthal/Pfalz war er unter anderem in den Amazon Logistikzentren in Bad Hersfeld und Graben bei Augsburg tätig.
Foto von Marcus Schlaf

Du bist Standortleiter in Frankenthal, und hast innerhalb deiner Amazon Karriere viele Logistikzentren kennengelernt – wie sehr ist der Start in Gera mit dem von anderen Standorten vergleichbar?

Johannes Weingärtner: Sicherlich gibt es technologische Standards: Aber die Abläufe im Inneren müssen natürlich passend für das neue Gebäude geplant werden. Das ist gerade in den kommenden Wochen eine zentrale Aufgabe. Die Gebäude in Frankenthal und Gera unterscheiden sich komplett im Grundriss. Und auch der Außenbereich, die Zufahrten und der Lkw-Bereich müssen neu gedacht werden. Wie viele Lkws können wir gleichzeitig be- und entladen? Wo können wartende Lkws parken? Das sind zentrale Fragen für uns. Am Ende soll nicht nur im Inneren des Logistikzentrums alles rund laufen, sondern wir wollen ja auch ein guter Nachbar sein.

Das Logistikzentrum in Gera soll mit dem in Frankenthal oder auch Mönchengladbach vergleichbar sein. Welche Tipps kannst du den Kollegen:innen in Gera geben?

Das Wichtigste ist, ein gutes Team zu bilden, denn so ein Logistikzentrum ist Teamwork. Bei so einem Start gibt es eine Mischung aus erfahrenen Führungskräften und neuen Leuten. Ich bin 2018 vom bayerischen Graben nach Frankenthal in die Pfalz gekommen, dadurch konnte ich vieles lernen, aber auch meine Erfahrung mit einbringen. Die offene Unternehmenskultur macht es einem leicht als neuer Mitarbeiter oder als Erfahrener. In Frankenthal kennen wir unsere Nachbarn und haben direkt von Beginn an den Dialog gesucht mit der Stadt, dem Kreis, den Agenturen für Arbeit, aber auch zu den Organisationen vor Ort, wie der Tafel für eine Spendenkooperation. In einem Logistikzentrum arbeiten über 1.000 Menschen. Als Amazon wollen wir aktiver Partner der Gemeinde sein. Wenn es mal irgendwo hakt, sind wir da und kümmern uns.

Wie sehr ähnelt die in Frankenthal genutzte Technik der in Gera?

Das System ist im Grunde das gleiche: Kleine Transportroboter, die Bodenstaubsaugern ähneln, bringen die Regale zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Warenein- und Auslagerung. Man hat hier ein Prinzip, dass die Ware zu den Mitarbeitern kommt und Laufwege entfallen. In Gera werden viele kleine Verbesserungen im Detail an den Start gebracht. Eine Leuchtfunktion zeigt dem Mitarbeiter zum Beispiel das richtige Regalfach an. Gera wird gleich auf dem neuesten Stand starten.

Wie schwierig ist es, Technik und Abläufe in einen Neubau zu integrieren und einen reibungslosen Betrieb zu ermöglichen?

Bei Amazon sind wir sehr erfahren, was die Eröffnung neuer Standorte angeht. Aber natürlich ist jeder Standort anders und auch jede Neueröffnung. Es ist ein anderes Team, ein anderes Gebäude, und wir haben natürlich auch besondere Zeiten mit der weltweiten Corona Pandemie. Nach der Fertigstellung der Gebäudehülle wird nach und nach das Innenleben vorbereitet: Wie läuft die Fördertechnik, wo lagert die Ware, wie sieht die Kantine aus und die Pausenräume. Die Mitarbeiter:innen sollen sich später wohlfühlen. In den nächsten Wochen beginnen wir auch, das Team aufzubauen, vor allem mit Spezialisten wie Techniker:innen, die z. B. die kilometerlange Fördertechnik und die Transportroboter zum Laufen bringen.

Gera wird 2021 in Betrieb gehen: Wie muss man den Start vorstellen?

Das funktioniert schrittweise: Wir starten vor der Versendung des ersten Paketes mit einem kleineren Kernteam von über 100 Mitarbeitern. Das sind die Führungskräfte, einige Spezialisten:innen für Technik, Personal, Buchhaltung und IT. Dazu kommen die ersten Teams im Wareneingang und -ausgang – dort wo Ware angenommen, eingelagert, kommissioniert, verpackt und in den Lkw geladen wird. Dieses Team wird bis zum eigentlichen Start auf über 200 Mitglieder anwachsen und alle Prozesse eingeübt haben. Und dann wird es einige Tage nach dem Betriebsstart den Moment geben, wo wir das erste Paket verschicken – sozusagen die erste kleine Feuerprobe. Dieser Moment bleibt dem ganzen Team in Erinnerung, weil man sieht, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat.

Nach welchem Zeitraum wird das Logistikzentrum unter Volllast laufen?

Wir wollen für unsere Kunden natürlich in der Weihnachtssaison 2021 voll da sein. Wenn alle Prozesse ineinandergreifen und alle Abteilungen aufeinander abgestimmt sind, ist es ein wenig wie eine Sinfonie, bei der die Einsätze stimmen.