Wer nicht weiß, dass sie da sind, läuft leicht an ihnen vorbei, ohne Notiz von ihnen zu nehmen – obwohl es zehntausende sind. Gerade jetzt im Winter ist es rund um die drei blassgrünen Holzkisten ganz still. Und doch lebt es in ihrem Inneren, denn die Kisten sind die Behausungen von drei Bienenvölkern. Laura König hat dafür gesorgt, dass Amazons Standort in München Schwabing Bienenheimat wird. Sie gehört zu den Sustainability Ambassadors bei Amazon, einer weltweiten Gruppe von tausenden freiwilligen Amazonians, die in ihrem Arbeitsumfeld Nachhaltigkeitsinitiativen anstoßen wollen. München ist nicht der erste Standort für Bienen. Die französischen Kolleg:innen beherbergen mehrere Bienenvölker an ihrem Hauptsitz und auch vor dem Amazon Logistikzentrum in Rheinberg summt es seit letztem Frühling. Die Münchner Bienen hat Bienen-Leasing-Anbieter Bee-Rent im Spätsommer 2020 gebracht. Bienen-Leasing? Ja das gibt es wirklich. Gemietet werden bei diesem Konzept nicht nur die Bienen, sondern auch die Imkerin oder der Imker dazu, die sich ganzjährig um die summende Schar kümmern, den Honig ernten und die Tiere für die Winterruhe fit machen.

Biene und Großstadt? Ein Dreamteam!

„Der Gründer von Bee-Rent Dieter Schimanski hielt bei uns einen Vortrag zu seinem Projekt“, erzählt Laura. „Er war mit so viel Leidenschaft dabei, dass anschließend alle begeistert von der Idee waren, Bienen auf dem Amazon Campus ein Zuhause zu geben“, erinnert sie sich. Dass die Biene Unterstützung braucht, ist inzwischen bekannt: Industrielle Landwirtschaft, die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums, der Klimawandel und weitere Faktoren sorgen zunehmend dafür, dass sie in unserer Kulturlandschaft ums Überleben kämpft. Projekte wie Bee Rent tragen aktiv zu ihrem Schutz bei. Bedenken, die unmittelbare Nähe der stachelbewehrten Insekten zu Menschen könnte gefährlich sein, zerstreute Dieter Schimanski: „Bienen interessieren sich, anders als Wespen, nicht für menschliche Nahrungsmittel und kommen dem Menschen deshalb so gut wie nie in die Quere. Sie stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen und ignorieren Menschen in der Regel.“

Wie nachhaltig und wichtig die schwarz-braunen Bestäuber sind, macht ein Blick auf die Zahlen deutlich: Rund 80 Prozent der Nutz- und Wildpflanzen sind von der Bestäubung durch Bienen abhängig, ein Drittel unserer Nahrungsmittel haben wir ihrer unermüdlichen Arbeit zu verdanken. Aber passen Biene und Großstadt eigentlich zusammen? „Die Stadt ist ein idealer Lebensraum für die Bienen“, weiß Laura. „Hier gibt es viele unterschiedliche Blühpflanzen in Gärten, Parks, auf Balkonen und Verkehrsinseln. Außerdem werden in der Stadt kaum Pestizide eingesetzt.“ So finden die in der Sommersaison rund 150.000 neuen Schwabinger Bewohner zwischen Nordfriedhof, Englischem Garten und A9 genügend Nahrungsangebot, um innerhalb einer ganzen Saison voraussichtlich bis zu 60 Kilogramm Honig zu produzieren.

Drei grüne Bienenkästen stehen vor einem Gebäude.
Drei Bienenvölker leben bei Amazon in der Marcel-Breuer-Straße in München-Schwabing.
Eine Frau mit blauer Mütze steht an einem grünen Bienenkasten und schaut in die Kamera.
Laura König ist Mitglied des Münchner Sustainability-Ambassador-Teams und verantwortet das Bienenprojekt.
Auf dem Bild sind viele Bienen in einem Bienenstock zu sehen.
Anders als aus der Serie Biene Maja bekannt, sind Bienen nicht schwarz-gelb, sondern schwarz-braun.
Ein Mann öffnet den Deckel eines Bienenstocks. Viele Bienen sind in dem Bienenstock und am Deckel.
Im Oktober 2020 wurden die Bienen von fachkundiger Hand für ihre Winterruhe vorbereitet.

Bloß kein Stress, Bienchen!

Dass es funktioniert, haben bereits ihre summenden Kolleginnen vom Amazon Web Services (AWS)-Standort in der Münchner Innenstadt gezeigt. Sie sind bereits im Mai auf einen Balkon des Bürogebäudes gezogen. 14,5 Kilogramm Honig konnten die Amazonians dort von „ihren Bienen“ in Empfang nehmen, die zugunsten einer Umweltschutzorganisation versteigert werden. „14,5 kg sind für die dort ansässigen 3 Bienenvölker relativ wenig, aber das gehört zum Konzept von Bee-Rent“, erläutert Laura. „Während die moderne Imkerei häufig ähnlich leistungs- und ertragsorientiert ist wie die konventionelle Landwirtschaft, nimmt man bei Bee-Rent den Leistungsdruck raus. Zwar gewinnt man immer noch Honig, versucht aber nicht, den Ertrag künstlich zu steigern und lässt die Bienen in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen.“ Dass man den Honig trotzdem erntet und nicht einfach im Bienenstock belässt, hat einen guten Grund, erklärt Laura: „Je nach dem von welchen Pflanzen die Bienen den Nektar gesammelt haben, hat der Honig verschiedene Zuckerzusammensetzungen. Sammeln Bienen vor allem Nektar von einer Pflanze, was durch Monokulturen – wie riesige Rapsfelder – nicht unwahrscheinlich ist, führt das durch einen hohen Glukoseanteil im Honig dazu, dass dieser noch in der Wabe aushärtet. In diesem Fall würden die Bienen im Winter auf den gefüllten Waben verhungern, weil sie den verfestigten Honig nicht fressen können.“

Um das zu verhindern wurden die Schwabinger Honigsammlerinnen und ihre Artgenossinnen in der Innenstadt bereits im Oktober von fachkundiger Hand für ihre Winterruhe vorbereitet. Vom Imker erhalten sie eine Zuckerlösung als Ersatznahrung. Sobald die Temperaturen im Frühling wieder über 10 Grad steigen, beginnt ihre Honigsammelmission von neuem.

Neben der Bienen-Ansiedlung an Amazon Standorten, setzt sich Amazon in Zusammenarbeit mit der Naturschutzorganisation The Nature Conservancy auch für naturbasierten Lösungen ein. Amazon unterstützt dafür mit 3,75 Millionen Euro ein Urban-Greening-Programm von The Nature Conservancy, um Städte widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen. Der Auftakt erfolgt in Berlin im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und später an zwei weiteren Orten in Deutschland. Später sollen Städte in ganz Europa von den gesammelten Erkenntnissen profitieren. Ralf Kleber, Country Manager Amazon.de, sagt: „Neben all unseren Anstrengungen im Kampf gegen die Coronakrise dürfen wir unsere Anstrengungen zum Schutz des Planeten nicht vernachlässigen. The Nature Conservancy wird mit den kommunalen Partnern einen wissenschaftlichen Ansatz anwenden. Ziel ist es, ein Modell zu entwickeln, das Städte in ganz Deutschland und Europa nutzen können. Wir wollen messen, wie sich das Programm auswirkt. So stellen wir sicher, dass die Maßnahmen den Stadtbewohnern greifbare Vorteile bringen, z. B. mehr Grünflächen, mehr Wildbienen und andere Bestäuber, mehr Kubikliter gesammeltes Regenwasser und niedrigere durchschnittliche Oberflächentemperaturen.”