Wenn heute Übersetzungsprogramme Texte nahezu fehlerlos vom Chinesischen ins Deutsche übersetzen, ist das auch das Verdienst von Bernhard Schölkopf. Er ist ein Pionier auf dem Gebiet des maschinellen Lernens. Für seine Arbeiten wurde der Wissenschaftler, der als Direktor am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen arbeitet und momentan ein Sabbatical bei Amazon als Chief Machine Learning Scientist verbringt, nun mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2018 ausgezeichnet. „Ich freue mich sehr über den Leibniz-Preis. Es ist erstaunlich, was sich in den letzten Jahren alles um unser Institut herum in Tübingen und Stuttgart getan hat“, sagte Bernhard Schölkopf.

Der Stoff, aus dem Science-Fiction-Träume waren
Es ist noch nicht lange her, da war der Platz für intelligente Maschinen fest reserviert: als Hauptrolle in Science-Fiction-Filmen aus der Traumfabrik Hollywood. Heute gehören Maschinen und Programme mit künstlicher Intelligenz (KI) fest zu unserem Alltag. Sie antworten als digitale Sprachassistenten auf unsere Fragen, lassen Autos autonom fahren oder machen Vorschläge für ein neues Outfit, auf Basis unserer bisherigen Einkäufe. Und ihre Bedeutung wird weiter zunehmen. Die enorme Geschwindigkeit dieses Wandels überrascht auch den diesjährigen Preisträger: „Manche der Hoffnungen und Pläne, die wir bei unserer Institutsgründung hatten, haben sich gleichsam im Zeitraffer realisiert. Firmen bauen mit lernenden Systemen Dinge, über die wir früher in Science-Fiction-Romanen gelesen haben“, sagt Schölkopf.

Maschinelles Sehen, eines der Forschungsgebiete der Cyber-Valley-Initiative in Tübingen.

Schon zu Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn hat der Forscher die Basis gelegt, um Maschinen das Denken beizubringen. Damals beschäftigte er sich mit sogenannten Support Vector Machines (SVM), mit denen sich Eingabedaten klassifizieren ließen. Dahinter verbirgt sich ein mathematisches Verfahren zum Erkennen von Mustern. Dank dieser Grundlagenforschung ist es Systemen heute möglich, kausale Zusammenhänge zu erkennen und nicht nur statistische Korrelationen. Ein enormer Fortschritt, um maschinelles Lernen zu ermöglichen. Schölkopf ist überzeugt, dass die heutige KI-Revolution große Auswirkungen auf das künftige Leben und Arbeiten haben wird. In einem Gastbeitrag der Süddeutschen Zeitung spricht Bernhard Schölkopf über diese „Kybernetische Revolution“, die seiner Meinung nach das Leben und Arbeiten so nachhaltig ändern wird, wie es einst die Elektrizität tat. Lesen Sie hier den gesamten Artikel von Bernhard Schölkopf.

Bernhard Schölkopf (50) wurde für seine Arbeit im Bereich Maschinelles Lernen mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2018 ausgezeichnet, dem bedeutendsten deutschen Forschungspreis. Schölkopf leitet als Direktor die Abteilung für Empirische Inferenz am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen und arbeitet bei Amazon als Chief Machine Learning Scientist. Schölkopf ist Mathematiker, Physiker und Informatiker – und hat zudem auch Philosophie studiert.