Mit der Unterstützung von digital.engagiert baut ein Team des gemeinnützigen Recherchezentrums Correctiv eine Lernplattform für interessierte Bürger. Da Mediennutzung zentraler Bestandteil der politischen Meinungs- und Willensbildung ist, hat sich die Gruppe ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Die Medienkompetenz von Menschen weiterentwickeln, damit sie Medien reflektiert nutzen können. Um mit diesem Anspruch mitzuhalten, braucht es eine ganz besondere Beziehung zwischen den Verantwortlichen des Projekts und ihrem persönlichen Coach, der ihnen während der Förderphase von digital.engagiert zur Seite gestellt ist. Im Doppelgespräch sprechen David Schraven, Geschäftsführer von Correctiv, und Markus Kreßler, Gründer von Kiron Open Higher Education, über das Projekt und ihre Fortschritte.
David, worum geht es bei Eurem Projekt, der Bürgerakademie? Und warum habt Ihr Euch bei digital.engagiert beworben?
David: Die Bürgerakademie ist eine digitale Lernplattform, die journalistisches Wissen und Handwerk vermittelt – und zwar an jeden, der daran interessiert ist. Ihr Ziel ist es, dass Bürger ihre Medienkompetenz so weiterentwickeln und ausbauen, dass sie in der Lage sind, die Arbeit der klassischen und neuen Medien zu reflektieren und zu hinterfragen. Denn für die freie Meinungsbildung in einer demokratischen Gesellschaft ist das unabdingbar. Und weil wir davon überzeugt sind, dass es wichtig und richtig ist, die Bürgerakademie als Lernprojekt für eine große Anzahl an Menschen zu etablieren, haben wir uns bei digital.engagiert beworben.
Die Bürgerakademie hat sich aus der Reporterfabrik heraus entwickelt. Wie kam es dazu, David?
David: Ebenso wie die Bürgerakademie ist es Aufgabe der Reporterfabrik, Medienkompetenz auszubauen, allerdings bei einer anderen Zielgruppe: Journalisten und Interessierte, die sich journalistisch betätigen wollen. Im Grunde ist es eine Journalistenschule für jeden. Durch unsere ausgefeilten E-Learning-Systeme haben wir jedoch irgendwann gemerkt, dass wir unsere Zielgruppen weiter fassen können und noch mehr Menschen erreichen können. Denn Medienkompetenz sollte nicht nur journalistisch Arbeitenden vorbehalten sein. Daher haben wir das Programm weiterentwickelt: Mit der Bürgerakademie, die sich explizit an alle richtet, können wir wesentlich mehr Menschen erreichen. Dazu arbeiten wir mit Partnern zusammen, beispielsweise Volkshochschulen. Wir freuen uns sehr, dass am 7. Oktober 2019 die erste Kooperation der Bürgerakademie startet – gemeinsam mit der Volkshochschule in Reutlingen.
Markus, wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Euch?
Markus: Die Zusammenarbeit ist wirklich sehr entspannt und lösungsorientiert – uns kommt zugute, dass bei Correctiv alle schon über unheimlich viel Erfahrung verfügen und höchst professionell arbeiten. Wir halten uns also nicht strikt an irgendein klassisches Coaching-Curriculum, sondern gehen Themen nach Bedarf und ganz hands-on an. Was sich durch unsere Zusammenarbeit zieht: Vor jedem Treffen nehmen wir uns Themen vor, an denen wir im nächsten Schritt gemeinsam arbeiten wollen. Generell habe ich mit David und seinen Kollegen vor allem an ein paar großen strategischen Weichenstellungen gearbeitet.
David: Das stimmt! Markus hat uns gezeigt, wie wir unser Potential noch weiter ausschöpfen können und in welchen Größenordnungen wir denken können. Es kommt uns sehr zugute, dass Markus bereits Erfahrungen mit Bildungsplattformen hat.
Markus, als Coach gibst du deine Erfahrungen an das Projektteam weiter. Was nimmst du aus der Zusammenarbeit mit?
Markus: Ich konnte sehr viel von David als Unternehmer lernen – denn sie sind auf ihrem Gebiet wirklich Experten. Ich würde es als eine Art Peer-to-Peer-Coaching bezeichnen. Unsere Gespräche haben mich inspiriert und ich habe viele, sehr konkrete Ideen mitgenommen. Eine Überlegung meinerseits wäre zum Beispiel, dass auch andere Bildungseinrichtungen wie Kiron die Kurse von Correctiv in ihr eigenes Curriculum aufnehmen.
David, wo hilft euch die Unterstützung durch digital.engagiert am meisten?
David: digital.engagiert hat uns tatsächlich am meisten in Sachen Vernetzung geholfen. Und zwar vor allem mit Blick auf die Unterstützung durch echte Experten – wie Markus, der uns und unser Projekt versteht. Die Förderinitiative hat gutes Geschick bewiesen, ihn uns als Coach an die Seite zu stellen. Sein Wissen und seine Expertise machen für uns einen wirklichen Unterschied.
Ein Blick in die Zukunft: Wo seht Ihr die Bürgerakademie in 20 Jahren?
Markus: Ich hoffe, da gibt es die Welt noch (lacht). Ich wünsche mir, dass die Bürgerakademie ein etablierter Player im Bereich Medienkompetenz wird.
David: Da kann ich nur anknüpfen. Ich glaube, dass die Bürgerakademie eine strukturändernde Wirkung haben kann – besonders wenn es Veränderungen im öffentlichen Bildungssystem gibt. Mit der Bürgerakademie werden die Menschen selbstständig aktiv und können perspektiv auch Lerngruppen vor Ort mobilisieren. Das ist übrigens auch das, woran wir gerade arbeiten. Wie toll wäre es, wenn die Online-Plattform zum Selbstläufer werden würde?