Wie erkenne ich Fake News? Was mache ich, wenn ich Hasskommentare im Netz sehe? Vor diesen Fragen stehen viele Kinder und Jugendliche, wenn sie das Internet und soziale Plattformen nutzen. Lea Schäfer aus Hessen hat Antworten. Sie ist eine „Digitale Heldin“ und setzt sich an ihrer Schule für einen verantwortungsvollen und kompetenten Umgang mit digitalen Medien ein. Die Organisation Digitale Helden bildet junge Mentorinnen und Mentoren an Schulen aus und unterstützt auch Lehrkräfte und Eltern mit Lernangeboten. Ihr neues Projekt „Digitale Helden Akademie“ ist Teil der Förderinitiative digital.engagiert von Amazon und Stifterverband.
Für Jugendliche sind Beleidigungen und Cybermobbing in sozialen Medien oder Klassenchats eine häufige Herausforderung. „Alle haben ein Smartphone, aber viele wissen nicht, wie sie mit solchen Situationen richtig umgehen. Dafür sind wir Digitale Heldinnen und Helden da“, sagt Lea. Sie besucht seit drei Jahren regelmäßig Klassen und Elternabende an ihrer Schule in Hessen, um über den richtigen Umgang mit sozialen Medien aufzuklären und für mehr digitale Zivilcourage zu werben. Gelernt hat sie das mithilfe der Organisation Digitale Helden. Das Konzept funktioniert so: Engagierte Jugendliche der Klassen 8 bis 10 durchlaufen ein Mentoringprogramm mit Online-Kursen und Gruppen-Treffen, begleitet durch eine Lehrkraft. Sie lernen, wie sich Mobbing in sozialen Netzwerken verhindern lässt, wie sie fragwürdige Quellen erkennen können und was es mit dem Schutz persönlicher Daten und des Urheberrechts auf sich hat. Anschließend geben sie ihr Wissen an Schülerinnen und Schüler der jüngeren Jahrgangsstufen weiter. Schon 166 Schulen in Deutschland arbeiten mit den Digitalen Helden zusammen.
Das Angebot der Digitalen Helden deckt einen Bedarf, mit dem sich viele Pädagoginnen und Pädagogen derzeit überfordert sehen. „Lehrkräfte haben oft das Gefühl, ausgeschlossen zu sein. Sie nutzen selten soziale Netzwerke und haben keinen Zugang zu digitalen Sub- und Jugendkulturen“, sagt Alia Pagin. Sie ist Projektleiterin bei den Digitalen Helden und hat in einer Umfrage 70 Lehrkräfte zu Problemen wie Cybermobbing und Hasskommentare befragt. Dabei hat sie herausgefunden, dass Lehrkräfte zwar über viele Missstände Bescheid wissen, aber ihre eigenen Möglichkeiten unterschätzen, mit vorbeugenden Maßnahmen einzugreifen. Die Digitalen Helden bieten deshalb neben dem Ausbildungsprogramm für junge Mentorinnen und Mentoren auch Online-Kurse an, die sich gezielt an Lehrkräfte und Eltern richten. In den Webinaren lernen die Teilnehmenden, wie sie Medienkompetenzen mit Kindern und Jugendlichen trainieren können, und erhalten dazu passende Unterrichtsmaterialien und Arbeitsblätter.
Um diesen Teil ihrer Arbeit weiter auszubauen und bekannter zu machen, hat das Team von Digitale Helden eine Idee: die Digitale Helden Akademie. Als Wissensplattform rund um den kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien soll die Online-Akademie zentrale Anlaufstelle für Lehrkräfte und interessierte Eltern sein. Die Förderinitiative digital.engagiert von Amazon und Stifterverband unterstützt die Digitalen Helden beim Aufbau der Online-Akademie mit finanzieller Hilfe, Coaching und Zugang zu einem breiten Netzwerk an Fachleuten aus Tech und Bildung. Claudia Winkler, Mitgründerin von goood e.V., steht dem Team als Coach zur Seite. „Claudia hat uns in Videokonferenzen hilfreiche Tipps und Strategien für die Entwicklung unserer Online-Angebote mit an die Hand gegeben. Wir bleiben bestimmt auch über die Förderung hinaus im Austausch“, sagt Florian Borns, geschäftsführender Gesellschafter bei Digitale Helden.
Zum Start bietet die Akademie drei Kurse: „Mit Respekt im Klassenchat“ bietet eine Unterrichtsgrundlage, um mit Schülerinnen und Schülern gemeinsam Regeln für die Kommunikation im Chat aufzustellen. Der Kurs „Recherchekompetenzen für Demokratie“ bereitet Lehrkräfte darauf vor, ihre Klassen für Falschinformationen im Netz zu sensibilisieren. Ganz neu im Programm ist der Kurs „Gemeinsam gegen Hass im Netz“: Hier lernen Lehrkräfte, wie sie Hetze und extremistische Äußerungen im Umfeld ihrer Schule wahrnehmen und dies in den Stufen 8 bis 11 in Unterrichtseinheiten zum Thema machen können. Der Kurs sowie die begleitenden Unterrichtsmaterialien sind kostenfrei auf der Digitale Helden Website abrufbar. Florian Borns erklärt: „Für eine positive Kommunikation und Kultur im Netz sind wir alle verantwortlich – unsere Kurse helfen dabei, diese Botschaft den Jugendlichen zu vermitteln.“