Jugendgruppen betreuen ist ein Kinderspiel? Von wegen: Um qualifizierter Jugendleiter:in zu werden, ist eine bundesweit einheitliche Ausbildung nötig. Doch hierfür bleibt vielen Jugendlichen zwischen Schule, Hobbies und Freund:innen keine Zeit: 30 bis 40 Stunden Präsenzunterricht müssen sie normalerweise besuchen. Während der COVID-19-Pandemie kann dieser Unterricht überhaupt nicht stattfinden. Abhilfe schafft die juleica.digital-App: Hier findet die Ausbildung zur Jugendleitung digital statt - unabhängig von Ort und Zeit. Amazon und Stifterverband unterstützen das Projekt durch ihre gemeinsame Förderinitiative digital.engagiert.

Die Jugendleiter:in-Card (JuLeiCa) ist der bundesweit einheitliche Ausweis für ehrenamtliche Mitarbeiter:innen in der Jugendarbeit. Mit ihr können Ehrenamtliche in Vereinen und Gemeinden ihre Qualifikation nachweisen. Bevor Interessierte die Karte beantragen können, absolvieren sie eine Schulung, bei der sie die Methoden der Jugendgruppenarbeit lernen und anwenden. Doch gerade Jüngeren fehlt für gesellschaftliches Engagement und Fortbildung zwischen Schule und privaten Verpflichtungen oft die Zeit. Die Ausbildung zur Jugendgruppenleitung dauert in der Regel 30 Stunden – für viele Interessierte zu viel, sagt Sven Gollub vom Landesverband für Kinder- und Jugendreisen Berlin Brandenburg e.V.: „Viele Ehrenamtliche machen die Ausbildung der JuLeiCa nicht, obwohl sie in der Jugendarbeit wirklich notwendig wäre. Fachwissen ist in der Jugendarbeit mindestens genauso wichtig wie Empathie und Bauchgefühl. Das wird leider oft vernachlässigt.”

digital.engagiert_Juleica

Sven Gollub und Steffen Adam vom Verein „Der Jugendring“ haben sich vorgenommen, sämtliche Hürden zu beseitigen und die Ausbildung zur qualifizierten Jugendleitung allen Interessierten zu ermöglichen – und zwar mit einer App. Diese muss so leicht nutzbar sein, dass sie in der Lebenswelt der Jugendlichen Anwendung finden kann – beispielsweise auf dem Schulweg oder in der Pause. Wie gehe ich mit Kindern um? Wie beschäftige ich sie? Was muss ich bei der Aufsichtspflicht und der Haftung beachten? Wie funktioniert gute Kommunikation mit den Eltern? Das alles beantwortet die juleica.digital-App in kleinen interaktiven Lektionen: Sie bestehen aus kurzen Videos von 1 bis 5 Minuten, Fragerunden, Recherchetipps und zahlreichen Beispielen aus der Praxis. Die unterschiedlichen Führungsstile einer Jugendleitung werden in kleinen Geschichten vermittelt. „Die App ist von vorne bis hinten an die Bedürfnisse der Jugendlichen angepasst”, erklärt Steffen. Jugendliche können die App mobil und flexibel benutzen, um sich eigenständig zur Jugendgruppenleitung zu qualifizieren.

Mithilfe der Förderinitiative digital.engagiert von Amazon und Stifterverband will das juleica.digital-Team schon bald ihre App veröffentlichen. Das technische Know-how lernte das Projektteam in verschiedenen Training-Sessions mit Mitarbeiter:innen von Amazon Web Services (AWS). Das Design und die Technik der App haben sie so bereits finalisiert. Sven freut sich: „Mit digital.engagiert haben wir eine Initiative gefunden, die uns nicht nur technisch weiterhelfen konnte, sondern auch Know-how in der Jugendarbeit mitbringt.” Mit Umfragen hat das Team die Bedürfnisse der Jugendlichen untersucht. Eine App, die stark an der jugendlichen Lebenswelt orientiert ist – das ist für Steffen der größte bisherige Erfolg von juleica.digital. Nun folgte ein weiterer Erfolg: In der vergangenen Förderrunde von digital.engagiert hat juleica.digital den dritten Platz belegt und damit weitere 5.000 Euro Fördergeld gewonnen. Derzeit findet eine Testphase mit mehr als 20 Nutzer:innen statt. Ihr Feedback wird in die weitere App-Gestaltung einfließen. Und auch in Zukunft will das Team die Jugendlichen direkt mit in das Projekt einbinden, um sie an der Entwicklung der App teilhaben zu lassen.