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Sie bringen Freude und Lachen dorthin, wo es wenig zu lachen gibt. Die Clowns von ROTE NASEN Clowndoctors sorgen für bunte Momente im sonst eher grauen Alltag von kranken Kindern, Senioren im Pflegeheim oder Flüchtlingen. Was mit zwei Clowns in einem Spital in Wien begann ist heute zu einem internationalen Netzwerk aus rund 350 Künstlern geworden, die in zehn Ländern aktiv sind. Gründerin Monica Culen hat uns erzählt, wie eine Idee zu einem weltweiten Erfolgsprojekt wurde und warum ROTE NASEN Clowns mehr können müssen, als sich eine rote Nase aufzusetzen.
Es ist ganz still in dem Raum, in dem Frauen und Männer fast regungslos sitzen und warten. Warten auf eine Nachricht, die ihr Leben entweder zum Guten oder zum Schlechten wenden kann. Warten auf die Untersuchungsergebnisse ihrer Kinder, die nebenan auf der Onkologiestation mit der Diagnose Krebs liegen. Kaum einer der Wartenden blickt auf, jeder ist in schwere Gedanken versunken. Auch als zwei merkwürdig aussehende Gestalten mit unförmigen Kleidern und dicken, roten Nasen im Raum erscheinen, gibt es keine Reaktion. Wie ein Fremdkörper wirken die beiden Clowns in der Atmosphäre angespannter Ungewissheit. Als sich die Tür erneut öffnet und eine Krankenschwester vorbeieilt, den Kopf gesenkt, die Arme weit ausschwingend, läuft plötzlich einer der Clowns mit schelmischem Blick hinter ihr her. Mit gesenktem Kopf und schwingenden Armen imitiert er humorvoll den Gang der Frau, ohne dass sie es bemerkt. Ein Arzt taucht auf, der zweite Clown hängt sich an dessen Fersen, kopiert den Gang und die hängenden Schultern des Mannes im weißen Kittel. Der Arzt muss schmunzeln. Einige der Eltern blicken auf und beobachten die Clowns. Die versteinerten Mienen verändern sich. „Noch ein paar Ärzte und Pflegekräfte später konnte man bereits leises Lachen hören, das immer mehr anschwoll. Schließlich konnte sich niemand mehr der Komik der Situation entziehen. Es ist als wäre in einem dunklen Raum die Sonne aufgegangen“, beschreibt Monica Culen einen Einsatz von ROTE NASEN, den sie persönlich miterlebt hat.
„Ein ernstes Geschäft“
Die gebürtige Österreicherin ist erste Vorsitzende von ROTE NASEN Clowndoctors und Vorstandsvorsitzende der ROTE NASEN Clowndoctors International. Sie gründete den Verein vor 25 Jahren in Wien, im November 1994. Damals arbeitete sie als PR-Managerin und entwickelte auf Anfrage nebenbei ein Konzept für Klinik-Clownerie nach dem Vorbild der USA. Was zunächst nur als vorübergehendes Projekt gedacht war, wurde bald eine Vollzeitaufgabe. Schließlich kündigt Monica Culen ihren sicheren Job, um sich ganz dem Verein zu widmen. Zu Beginn musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. „Als wir unser Konzept das erste Mal mit zwei Clowns in einem Krankenhaus vorstellten, stießen wir auf Unverständnis und Skepsis“, erinnert sich Culen. „Die Einsätze brächten den Klinikalltag durcheinander und seien unhygienisch und unnötig, hieß es. Aber wir sind hartnäckig geblieben.“
Schnell merkte das Klinikpersonal, wie gut die Visiten der besonderen Art den kleinen Patienten taten und die anfänglichen Vorbehalte wandelten sich in Begeisterung. Anfragen aus ganz Österreich und aus dem Ausland ließen den Verein stetig wachsen. 2003 gründete Monica Culen ROTE NASEN Clowndoctors International in Wien als Dachorganisation der internationalen ROTE NASEN-Gruppe. Mittlerweile besuchen ihre Clowns rund 600.000 Patienten pro Jahr und bringen daneben auch noch Senioren in Pflegeheimen und Flüchtlinge zum Lachen.
„ROTE NASEN Clowns müssen viel mehr können als rote Nasen zu tragen und leidlich komisch zu sein."
„Jeder will heute Clowns im Krankenhaus haben. Viele vergessen dabei, dass es trotz allem ein ernstes Geschäft ist, das eine hohe Professionalität erfordert“, gibt Culen zu bedenken. Um bei der Organisation als Clown anzuheuern, reicht es nicht aus, sich eine rote Nase aufzusetzen und leidlich komisch zu sein. Die Aspiranten müssen einen künstlerischen Werdegang als Schauspieler oder Musiker vorweisen können und zusätzlich eine zweijährige Ausbildung im Verein absolvieren. Hier stehen nicht nur Humor, sondern auch Psychologie, Hygiene und Altenheilkunde auf dem Curriculum. „Unsere Clowns arbeiten mit demenzkranken Senioren, traumatisierten Geflüchteten und schwer- oder todkranken Kindern und deren Angehörigen. Sie sind nicht selten Sterbebegleiter und Seelsorger. Das kann nicht jeder einfach so, darauf muss man sich intensiv vorbereiten.“
Urlaub für die Seele
Trotz der oft ernsten und schwierigen Umstände haben die Clowns vor allem eine Aufgabe: Freude und Zuversicht in schweren Zeiten zu bringen. Zwar bereiten sie sich auf jeden ihrer Einsätze vor, trotzdem sind sie ganz im Hier und Jetzt, sobald sie ein Patientenzimmer betreten. Sie betrachten die Situation und reagieren auf das, was passiert. Ganz individuell und abgestimmt auf die momentanen Bedürfnisse des Einzelnen sind sie mal fröhlich und laut, mal stehen sie nur leise tröstend zur Seite. Deshalb kommen sie auch in Situationen gut an, in denen eigentlich niemandem zum Lachen zumute ist.
„Es ist wissenschaftlich belegt, dass Lachen und Humor die Heilung fördert und eine kräftigende Wirkung auf den Körper hat“, so Culen. „In einer Ausnahmesituation, wie einer schweren Krankheit, konzentrieren sich alle Beteiligten nur auf die Krankheit. Die Clowns schauen auf die anderen Seiten, die trotzdem in jedem Menschen stecken. Denn jeder möchte lachen und fröhliche Momente genießen, auch wenn er leidet. Wer herzhaft lacht, steigt für einen Moment emotional aus seiner leidvollen Situation aus und sammelt neue Kraft. Lachen ist wie Urlaub für die Seele.“ Ein Clown könne Dinge erreichen, die das Betreuungspersonal nicht schaffe. Er nehme Kindern die Angst vor medizinischen Eingriffen und löse Senioren aus ihrer Erstarrung. Humor und Lachen überlagern das Leid und steigern die Überlebensfähigkeit, auch dazu gibt es Studien. Immer wieder bekommen Culen und ihr Team die Rückmeldung von Eltern oder vom Krankenhauspersonal, dass Kinder, sobald sie aus dem Krankenhaus entlassen wurden, von ihrer Behandlungszeit vor allem die regelmäßigen Clownsbesuche in Erinnerung behalten, weniger die Schmerzen oder angstvollen Situationen. Viele Kinder bestünden darauf, berichtet Culen, an ihrem Entlassungstag noch so lange im Krankenhaus zu bleiben, bis die Clowns da waren.
Die Arbeit des Vereins, der auch bei AmazonSmile vertreten ist, finanzierte sich von Beginn an zu rund 80 Prozent aus Spenden. Und die werden auch in Zukunft dringend gebraucht. Rund 17.000 Einsätze absolvieren die Künstlerinnen und Künstler, die bei ROTE NASEN angestellt sind, weltweit jedes Jahr. Zukünftig soll es noch mehr internationale Einsätze geben. Der Verein plant gerade ein Team zu den vertriebenen Rohingyas nach Bangladesch zu entsenden. „Humor und Lachen erreicht Menschen überall auf der Welt“, sagt Culen. „Sobald man über seine Situation – und sei sie noch so aussichtslos – lachen kann, hat man sie schon ein Stück weit bewältigt.“
Amazon Kunden können die Arbeit von ROTE NASEN mit einem Einkauf bei AmazonSmile unterstützen. Von jedem Einkauf gehen 0,5 Prozent der Einkaufssumme an eine teilnehmende soziale Organisation.