Bernd Kollmer hat viel mit Menschen zu tun und kennt viele persönliche Geschichten bei Amazon in Werne: Seit 2013 ist er dort Schwerbehindertenvertreter – oder korrekt: Vertrauensperson für Schwerbehinderte. Mehr als 160 Menschen mit Behinderung arbeiten aktuell am Standort, Bernd kennt jeden einzelnen: „Jeder hat sein persönliches Schicksal“, sagt Bernd.

Nicht alle Beeinträchtigungen sind ersichtlich: "Wir haben blinde, gehörlose oder einen kleinwüchsigen Mitarbeiter, aber auch Menschen mit unsichtbaren Leiden wie Diabetes, Epilepsie oder Autismus. Die Anforderungen für die Gestaltung der Arbeitsplätze sind deshalb sehr unterschiedlich. Für Autisten beispielsweise sind konstante Arbeitsabläufe und gleichbleibende Schichtzeiten sehr wichtig. Für sehbeeinträchtige Mitarbeiter bieten wir spezielle PC-Arbeitsplätze mit Blindenschrift-Tastaturen und anderer Hilfssoftware.“

Ein Mitarbeiter mit dunklem, gelocktem Haar legt gerade ein Paket auf einen Gitterrollwagen. Er trägt eine gelbe Sicherheitsweste und blickt lächelnd in die Kamera.
Weil Mohammed gehörlos ist, kommuniziert er in Gebärdensprache. Wenn langsam gesprochen wird, kann er auch vom Mund ablesen oder er verständigt sich schriftlich.
Oberkörperprofil eines Amazon Mitarbeiters in orange-farbener Sicherheitsweste. Er steht vor einem Hochregallager.
Bernd Kollmer ist Schwerbehindertenvertreter bei Amazon in Werne und Ansprechpartner für mehr als 160 körperlich oder mental schwer beeinträchtigte Kollegen. Bernd kennt jeden einzelnen: "Jeder hat sein eigenes Schicksal."

Mehr als 40 Kollegen in Werne sind hörbeeinträchtigt oder gehörlos. Mohammed ist einer von ihnen. Der 21-Jährige kam vor einigen Jahren nach Deutschland und arbeitet seit August 2019 bei Amazon im Wareneingang. „Mohammed ist uns allen schon sehr ans Herz gewachsen. Er gut kommt mit den Arbeitsabläufen zurecht, die Kollegen schätzen ihn. Wenn man als Gehörloser in ein fremdes Land kommt, ist der Start nicht leicht. Zusätzlich zur deutschen Schriftsprache hat Mohammed auch die deutsche Gebärdensprache erlernt. Wenn langsam gesprochen wird, kann er auch vom Mund ablesen oder er verständigt sich schriftlich. Hier bei Amazon kommuniziert er hauptsächlich in Gebärdensprache. Wir haben einige Kollegen, die Gebärdensprache können. Das ist schon fast die Zweitsprache bei uns“, sagt Bernd.

Gebärdensprachkurse gehören zum Weiterbildungsangebot in Werne und stehen allen Mitarbeitern offen. Bei neuen gehörlosen Kollegen übernehmen speziell geschulte gehörlose Instruktoren deren Einarbeitung – in Gebärdensprache. „Verkehrsreiche Bereiche mit vielen Flurförderfahrzeugen oder Gabelstaplern eignen sich weniger für den Einsatz von Gehörlosen, weil die Sicherheit dort erfordert, die Warntöne ankommender Fahrzeuge hören zu können.“

„Wir haben blinde, gehörlose oder einen kleinwüchsigen Mitarbeiter, aber auch Menschen mit unsichtbaren Leiden wie Diabetes, Epilepsie oder Autismus. Die Anforderungen für die Gestaltung der Arbeitsplätze sind deshalb sehr unterschiedlich. "
Bernd Kollmer, Schwerbehindertenvertreter bei Amazon in Werne
Ein Mann mit braunen Haaren und Brille: Er trägt eine orange-farbene Sicherheitsweste und scannt gerade ein Paket.
Der 28-jährige Oliver ist seit seiner Geburt gehörlos. Seit Anfang September macht er bei Amazon in Werne eine Ausbildung zur Fachkraft als Lagerlogistik: „Als Gehörloser hat man es schwer auf dem Arbeitsmarkt. Viele Unternehmen scheuen sich, Mitarbeiter wie mich einzustellen. Die Kommunikation mit Kollegen und Vorgesetzten ist das Hauptproblem. Bei Amazon in Werne habe ich mich von Anfang an willkommen gefühlt. Ich war überrascht, wie viele Gehörlose es gibt. Wir haben einen guten Kontakt untereinander.“
Das Bild zeigt Mitarbeiter bei Start-Meeting: Ein Manager spricht in eine Mikrofon, an der Wand hängt ein Screen, auf dem gerade eine Videokonferenz mit einem Gebärdendolmetscher läuft.
In Werne wird derzeit ein Videokonferenzsystem getestet. Ein Gebärdendolmetscher übersetzt live im Video die Informationen eines Managers im Start-Meeting.

Zweimal pro Woche erhält Bernd Besuch vom lokalen Integrationsfachdienst. Für die Inklusion hörbehinderter Mitarbeiter arbeitet Amazon eng mit dem Fachdienst zusammen. Dazu gehören auch die regelmäßigen Feedbackgespräche mit den gehörlosen Mitarbeitern, die der Schwerbehindertenbeauftragte gemeinsam mit dem Vertreter des Integrationsamtes durchführt.

Das neueste Projekt für hörbehinderte Mitarbeiter in Werne ist ein Videosystem für den Schichtbeginn: „In unseren Logistikzentren finden vor jeder Schicht so genannte Start-Meetings statt. Die Mitarbeiter erfahren dort alles Wesentliche zu ihrer Schicht. Zur Zeit testen wir gerade den Einsatz eines Videokonferenzsystems, das die Informationen des Managers in Gebärdensprache anzeigt. Das heißt, wir übertragen den Gebärdendolmetscher und seine Übersetzung in Gebärdensprache live auf einen Bildschirm für unsere hörbeeinträchtigten Mitarbeiter.“ Das System soll nach erfolgreichem Testlauf in Werne auch an anderen Standorten eingesetzt werden.