Wissenschaftsteams aus aller Welt treffen in dieser Woche im japanischen Nagoya im Wettstreit ihrer Roboter aufeinander: Die Systeme sollen sich bei der Amazon Robotics Challenge (27. bis 30. Juli) in logistischen Kompetenzen wie Einlagern und Kommissionieren beweisen. Als einziges deutsches Team haben es die Spezialisten der Universität Bonn ins Finale geschafft. Deren Teamname „NimBro“ steht für „nimble robots“, also für „geschickte Roboter“. Professor Dr. Sven Behnke (i. Bild: 2. v. re.) hat uns erklärt, wie geschickt die Systeme sein müssen.
Am Sonntag hat sich das siebenköpfige Team aus Bonn bereits auf den Weg gemacht: Einige größere Komponenten des Robotersystems wurden bereits via Spedition vorausgeschickt, die meisten Teile befinden sich aber mit dem Team im Flug nach Japan, wo Amazon in diesem Jahr zur Robotics Challenge eingeladen hat. Aus zahlreichen Bewerbern wurden 16 Teams international führender Forschergruppen für das Finale ausgewählt. NimbRo Picking von der Universität Bonn hatte im letzten Jahr den zweiten Platz in der Kategorie Stow (Wareneinlagerung) und den dritten Platz in der Kategorie Pick (Kommissionieren) erzielt.
In diesem Jahr, sagt der Teamchef und Lehrstuhlinhaber für Autonome Intelligente Systeme Professor Dr. Sven Behnke, ist die Final-Aufgabe „Pick what you stowed“ hinzugekommen: „Das Robotersystem muss dabei selbst eingelagerte Produkte wieder auslagern. Neu ist auch, dass die Teams die Regale selbst konstruieren können, was zusätzliche Freiheiten beim Systemdesign eröffnet. Im letzten Jahr hat Amazon das Regal vorgegeben. Auch die Packungsdichte der Produkte in den Lagerbehältern wurde deutlich gesteigert.“ Während die Teams im vergangenen Jahr bereits im Vorfeld mit allen Produkten üben konnten, lernen sie bei der diesjährigen Amazon Robotics Challenge die Hälfte der zu lagernden Objekte erst kurz vor dem Wettbewerbslauf kennen.
Um die Aufgaben überhaupt erfüllen zu können, müssen die Robotersysteme die Artikel richtig wahrnehmen und die zahlreichen, dicht gelagerten Produkte in den Transportbehältern richtig interpretieren: „Das ist die größte Herausforderung für die Systeme“, erklärt Behnke. „Die Wahrnehmung wird durch zahlreiche Effekte, wie glänzende oder transparente Oberflächen, deformierbare Produkte und Verdeckungen, erschwert. Eine besondere Herausforderung ist auch die schnelle Erfassung neuer Produkte und die Bekanntmachung dieser in der Wahrnehmungs- und Handhabungssoftware.“
Sieben Mitglieder fasst das deutsche Team: Neben Professor Dr. Behnke stellen sich zwei Postdoktoranden, zwei wissenschaftliche Mitarbeiter, ein Mechatroniker sowie ein Master-Student der Robotics Challenge in Nagoya. „Ich freue mich auf den direkten Leistungsvergleich unseres Ansatzes mit den Systemen, die Forschergruppen aus international führenden Universitäten und Firmen entwickelt haben.“ Durch die Robotics Challenge würde der Austausch der Ideen und Ansätze stark gefördert: „Im Nachgang der letzten Amazon Robotics Challenge haben die Teams ihre Ansätze bei Workshops auf international führenden Robotik-Konferenzen präsentiert, wissenschaftliche Papiere und Software veröffentlicht“, sagt Professor Dr. Behnke.
Insgesamt 250.000 Dollar an Preisgelder gibt es für die Gewinnerteams der diesjährigen Amazon Robotics Challenge. Der Wettbewerb startet am Donnerstag, 27. Juli, und endet am Sonntag, 30. Juli mit der Preisverleihung. Im vergangenen Jahr fand die Challenge in Leipzig statt, wo die Teilnehmer Gelegenheit hatten, das dortige Logistikzentrum zu besuchen und umgekehrt Logistikmitarbeiter den Wettstreit der Roboter live vor Ort verfolgen konnten.